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Kampf mit der Kurve

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(Fast) eine Runde auf dem Wasserski-See in Jagel

Es sieht eigentlich ganz idyllisch aus. Ein Haubentaucher und drei Blesshühner dümpeln auf dem Baggersee, die Sonne scheint an diesem Augustnachmittag, eine Familie hat sich am Ufer einen Platz zum Gucken ausgesucht. Den besten Platz. Den an der Killer-Kurve.

Die erste Kurve am Wasserski-See in Jagel führt sich auf wie ein launischer Türsteher: “Ey – du kommst hier nicht rum.”  Das Seil, das mich auf Skiern über den See zieht, wird schlaff, ich beginne zu eiern – platsch. Der Haubentaucher dümpelt völlig ungerührt weiter, die Familie freut sich. Wieder hat die Kurve einen Anfänger niedergestreckt.

Dabei bin ich schon stolz, dass ich es bis hierhin geschafft habe. Der erste Versuch auf Wasserskiern hat mich im Hechtsprung direkt von der Kunstrasenplattform in den See gezogen. Von Null auf Tempo 30 – und wieder auf null.

Den gesamten Körper muss ich anspannen, rät mir jemand, während ich am Start über den Skiern hocke. Die Arme durchdrücken und keinesfalls anwinkeln. Das Seil reißt mich auf den See, reißt mich in die Gerade. Und tatsächlich: Ich fahre. Hockend, mit der Eleganz, die man höchstens auf alten französischen Raststättentoiletten aufweist. Aber: Ich fahre.

Die nächste Herausforderung: Ich muss irgendwie hochkommen aus dieser würdelosen Hockstellung, in der ich mit dem Hintern über die Wasseroberfläche wische. Arme schön durchdrücken. Wie eine peitschende Weide fuchtele ich vor und zurück. Schnell wieder hinhocken. Irgendwann aber finde ich das Gleichgewicht und stehe auf. Großartig, jetzt kann nichts mehr schief gehen. Ich zische über den See, immer dem Seil entlang, das mit vier Kurven einmal herumführt. Herumführen würde, wenn man denn die Kurve schaffte.

Die Theorie ist ganz einfach: Man muss die Runde zwischen zwei Bällchen hindurch weit ausfahren, damit das Seil gut gespannt bleibt. Dann kommt ein kleiner Ruck, den man mit Armen und Körper abfängt: Schon ist die Kurve umfahren.

Der Spazierweg am See von Kurve 1 zum Start wird mir immer vertrauter. Jeder Kiesel, jedes Matschloch. Ich bin schon kurz davor, meinen kleinen Triathlon aus Wasserski, Schwimmen und Cross-Barfußlauf als olympische Disziplin vorzuschlagen, da merke ich so langsam, wie die mürrische Kurve tickt. Diesmal ruckt mich das Seil nicht ins Wasser, es ruckt mich mit hohem Tempo auf die kurze Seite des Sees, ruck, schon kommt die nächste Kurve. Es fühlt sich an wie das erste Testspiel-Tor und das bestandene Seepferdchen zugleich. Ich gleite, ich wetze und wedele auf der nächsten langen Seite des Sees in Richtung Kurve 3. Die fährt man genauso wie Kurve 1. Kann ich also. Platsch.

Kurz-Infos

  • Ausstattung: Die Wasserskianlage hat vier Masten und eine Länge von etwa 780 Metern. An neun sogenannten Mitnehmern können sich die Sportler über den See ziehen lassen. Im See gibt es mehrere “Obstacles” – Rampen, die aber nur mit eigenen Wakeboards befahren werden dürfen.
  • Verleih: Für Anfänger sind Wasserpaarski empfehlenswert, wer nicht gut hocken kann oder Probleme mit dem Gleichgewicht hat, kann ein Knee-Board nehmen, ein Brett, auf dem man kniend oder liegend fährt. Beides ist im Preis mit drin. Für Fortgeschrittene gibt es Wakeboards oder Trickski, die sich auf dem Wasser glitschig wie auf Schmierseife verhalten. Neoprenanzüge hängen gegen Aufpreis bereit. Schwimmwesten gibt es kostenlos.
  • Saison: Die Anlage ist je nach Wetter von Ostern bis Oktober geöffnet.
  • Anfahrt und Verpflegung: Über die A7 ist es von der Abfahrt Schleswig-Jagel nicht weit zum See, in Jagel ist die Anlage ausgeschildert. Parkplätze sind vorhanden. Im Imbiss gibt es Pommes, Cola und Co. Neben dem Parkplatz kann man sein Wohnmobil aufstellen.
  • Links:
  • Homepage der Wasserskianlage
  • Öffnungszeiten
  • Flyer (PDF)
  • Skizze des Sees
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